Tamara schwimmt täglich 4,5 Kilometer für ihre Berlin-Reise

Die 15-Jährige will auch im nächsten Jahr dabei sein

Das Schwimmtalent vertritt erstmals die DSV-Vereinsfarben bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften.
Von Anke Bayer-Thiemig
Delmenhorst – Olympia ruft, und alle kommen. Ohne Ausnahme hat die nationale Schwimm-Elite für die noch bis heute dauernden 116. Deutschen Meisterschaften in Berlin gemeldet. Unter ihnen auch das Delmenhorster Talent Tamara Baumann, das sich bei den Norddeutschen Meisterschaften vor zwei Wochen in Bremen auf die Sekunde genau erstmals für die DM qualifiziert hatte.
„Ich war dann doch schon sehr aufgeregt“, erzählt die 15-Jährige. Wettkampf 20, Lauf eins, Bahn zwei hieß es für Tamara am Sonntag über ihre Paradestrecke 200 m Brust. Gleich von Anfang an zog die Schwimmerin des Delmenhorster SV ab. Nicht um ganz oben mitzumischen, sondern um nochmals ihre Bestzeit von 2:48 Minuten aufzupeppen. Nach 50 Metern stand die Uhr bei 37,14 Sekunden, so schnell war die IGS-Schülerin noch nie über diese Distanz geschwommen, und auch nach 100 Metern schwamm sie noch immer vorne mit. Doch Tamara konnte ihr Tempo nicht halten, schwamm eine 2:49,19, was in ihrer Altersklasse immerhin noch Rang elf, in der offenen Wertung Platz 43 bedeutet. „Nächstes Jahr bin ich wieder dabei“, ein verschmitztes Lächeln huscht über Tamaras Gesicht.
Das junge Talent hat Ehrgeiz. Gleich nach den Norddeutschen Meisterschaften vor zwei Wochen hatte sie sich mit ihrem Trainer Markus Erth intensiv auf die Titelkämpfe vorbereitet. In der ersten Woche ist sie jeden Tag mindestens an die 4,5 Kilometer geschwommen. Zwischendurch startete die Delmenhorsterin bei einem Wettkampf in Trier. Danach hieß es abtrainieren. Das heißt, wie üblich vor einem großen Wettkampf, nicht mehr so viele Kilometer schwimmen, um die Kräfte nicht auszuschöpfen. Somit hat Tamara nur noch die Hälfte, etwa zwei bis drei Kilometer pro Tag, zurückgelegt.
Am Sonnabend reiste Tamara mit Trainer und ihrer Mutter Sabine nach Berlin. Da die Titelkämpfe ganz im Zeichen der Olympia-Qualifikation für Athen (13. bis 29. August) stehen, war das Meldeergebnis mit insgesamt 614 Teilnehmern mit 1754 Einzel- und 86 Staffelnennungen aus 173 Vereinen auch enorm hoch. Ralf Beckmann, Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbandes aus Kassel, und Bundestrainer Manfred Thiesmann (Warendorf) waren schon im Vorfeld davon überzeugt, „dass wir erstklassige Meisterschaften in Berlin erleben werden“.
Auch Tamara hat die Zeit genutzt, um anderen Schwimmern über die Schulter zu gucken. So hatte sie sämtliche Finals am Sonnabend und Sonntag gesehen, konnte schon einmal den einen oder anderen großen Schwimmer an sich vorbeilaufen sehen. Besonders das Finale über 200 m Brust hatte es der 15-Jährigen angetan. Sie war dabei, wie gleich vier Schwimmerinnen die Olmypianorm unterboten. Fahren dürfen jedoch nur die Erst- und Zweitplatzierte Birte Steven (Hannover) und Anne Poleska (Essen).
Tamara Baumann, die zum Niedersachsenkader gehört und unter anderem zu Bundesvergleichstests eingeladen wird, startet in zwei Wochen bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften in Hannover. „Ich hoffe noch einmal meine Zeit zu verbessern.“ Und auch Trainer Erth will wegen der sehr guten Leistungen von Tamara sein Training „sportwissenschaftlicher“ aufbauen. Das bedeutet, noch gezielter auf schwimmerische Höhepunkte hinzuarbeiten, dabei aber nötige Pausen einzuhalten.
Doch vorzeitige Euphorie will Erth nicht. Ihm ist vor allem wichtig, dass Tamara noch lange Spaß am Schwimmen hat und gerne zum Training kommt.