Ein "Churchill-Fan" mit der ihm anerzogenen Flexibilität

Schwimmvater Christian Hartsch nicht nur als Kampfrichter aktiv

Von Dieter Freese

Delmenhorst. "Ich halte es mit Churchill", beantwortet Christian Hartsch die Frage, welchen Sport er treibt. Das Motto "No Sports" trifft für den fast 40-jährigen Delmenhorster aber nur insofern zu, dass er sich bei Wettkämpfen nicht selbst die Schwimmhose überzieht, weil es nach eigener Aussage nur dazu reicht, "sich über Wasser zu halten". Ansonsten widmet er sich dem Schwimmsport mehr als manch ein sogenannter Aktiver. Der kaufmännische Angestellte bei einer Bremer Sicherheitsfirma ist Kampfrichter aus Leidenschaft.

Nach Ablegen der ersten Prüfung als Wenderichter, Zeitnehmer und Zielrichter und der folgenden als Protokollführer hat er im September die "höchsten Weihen" eines Kampfrichters im Schwimmen erlangt: Er legte die Prüfung als Schiedsrichter erfolgreich ab. Damit steht theoretisch der Weg in den DSV-Kader offen. "Wenn mich mal einer fragt, ob ich mit zur Kurzbahn-Weltmeisterschaft nach Südamerika oder sonstwo will, werde ich sicher nicht nein sagen", schmunzelt der humorvolle und schlagfertige Mann, dessen Frau Christiane aktive Schwimmerin war. Sie war mit guten Resultaten in Bremen aktiv und ist "Schuld an der Kampfrichter-Karriere" ihres Mannes. "Als sie angesprochen wurde, ob sie sich nicht zur Verfügung stellen wolle, hat sie mich vorgeschlagen", erinnert sich Hartsch. "So kam ich 1994 zum ersten Kampfrichter-Lehrgang".

Tochter Saskia hat mittlerweile bis auf die 50 m Kraul alle Bestzeiten ihrer Mutter erreicht. Die Zwölfährige ist auch dafür verantwortlich, dass ihr Vater sich dem Schwimmsport zuwandte, als sie sich 1992 dem Delmenhorster SV 05 anschloss. Vorher war Saskia immer mit Opa nach Ganderkesee zum Schwimmen gegangen.

Da der gebürtige Hannoveraner als Vater ohnehin immer bei Wettkämpfen mitfuhr, dachte er sich, dass er dann "auch Œmal eine Stoppuhr in die Hand nehmen könne". So trat 1994 die gesamte Familie in den DSV 05 ein.

Mittlerweile ist der Computerfreak, der seit 18 Jahren keine Gelegenheit auslässt, am PC "zu daddeln" oder zu surfen, stellvertretender Vorsitzender des Delmenhorster Schwimmvereins. Er ist "Mit-Herausgeber" der vor seiner Zeit bereits preisgekrönten Vereinszeitung "Der Tropfen". Außerdem stellt er sich als Betreuer bei Trainingslagern oder Vereinsfreizeiten zur Verfügung.

Der achtjährige Sohn Christopher macht mittlerweile ebenfalls bei Wettkämpfen mit guten Zeiten auf sich aufmerksam. Auch der jüngste Spross der Familie, die dreijährige Julia, zeigt wenig Respekt vor dem Wasser. "Vor allem in der Badewanne zeigt sie in der Kraul-Lage ihr Talent", berichtet ihr Papa. "Mit Schwimmflügeln und Taucherbrille wird sie im Bad freigelassen."

Mit dem Hobby Computer und dem Engagement für den Schwimmsport ist die Freizeit des im Zeichen des Skorpions geborenen Delmenhorsters, der am Freitag seinen 40. Geburtstag feiern wird, restlos verplant. Er ist bei jedem Wettkampf seiner Kinder dabei. Dazu kommen Vorstandssitzungen, Treffs mit den Mitarbeitern der Vereinszeitung und Lehrgänge.

Flexibilität ist ihm anerzogen. Sein Vater war Soldat und wurde "branchenüblich" häufig versetzt. "Ich bin wohl zwanzig Mal umgezogen" erinnert sich Hartsch, "bis nach Frankreich hat es uns verschlagen." Für den DSV ist zu hoffen, dass die Familie Hartsch sesshaft bleibt.