200 Minuten in angespannter und vorwurfsvoller Atmosphäre

Heftige Diskussionen um die Zukunft des Delfinas

Es ging fast unter, dass Jörg Behrens erneut zum Vorsitzenden gewählt und Dieter Dannemann zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde.
Von Dieter Freese
Delmenhorst – Nein, es war keine „normale Jahreshauptversammlung“. Die letzte Generalzusammenkunft des Delmenhorster Schwimmvereins von 1905 vor dem 100-jährigen Jubiläum war emotionsgeladen. Sie wurde erschlagen von dem Thema Delfina und der Einführung eines Sonderbeitrages für Leistungsschwimmer. Allgemeine Tagesordnungspunkte, wie Wahlen (nur eine Neubesetzung), Kassenlage, Haushalt und Ehrungen wurden zu Nebensächlichkeiten und in der ohnehin schon weit über drei Stunden dauernden Versammlung teilweise im Zeitraffer über die Bühne gebracht. Gerne wäre der Sportliche Leiter Wolfgang Kroker auf die vielen sportlichen Glanzleistungen der DSV-Aktiven näher eingegangen. So beschränkte er sich aber damit, auf seinen ausliegenden Bericht hinzuweisen.
Immer mehr entwickelte sich die Versammlung vor 38 Anwesenden des insgesamt über 900 Köpfe zählenden Vereins zu einem Dialog zwischen Bürgermeisterin Swantje Hartmann und dem DSV-Vorsitzenden Jörg Behrens, zunehmend eingebunden wurde Delfina-Betriebsleiter Henry Peukert. Uwe Dähne, Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt, hielt sich im Hintergrund, vertrat beifallträchtig die Ansicht, dass die Stadt „keinen Wellness-Tempel irgendwo in der Pampas braucht“, merkte an, dass ihm Bildung und Sport eine „Herzensangelegenheit“ seien und dass es auch bei wenigen Mitteln Möglichkeiten gäbe. Er hatte die Lacher auf seiner Seite als er sich frühzeitig („...ich bin Lehrer und muss mich vorbereiten...“) mit den Worten verabschiedete: „Wir stehen hinter Ihnen, wenn auch mit ziemlich leeren Taschen“.
Nicht zum Lachen war der Bürgermeisterin zumute, die anhand von nicht von allen Mitgliedern akzeptierten Zahlen deutlich machte, dass eine Halle mit einer 50-Meter-Bahn „so nicht finanzierbar ist“. Das gesamte Investitions-Volumen würde bei zusätzlichen vier Millionen Euro liegen. Schon jetzt zahle die Stadt für das Delfina jährlich einen Zuschuss von 1,327 Millionen Euro. Für eine 50-Meter-Bahn wären 540730 Euro zuzsätzlich notwendig.
Hartmann rechnete vor, dass aktive Schwimmer der Stadt bereits jetzt mehr kosten als andere Sportler. Jeder Badbenutzer würde mit 2,86 Euro subventioniert, die Schwimmer zusätzlich mit 1,80 Euro.
„Das soll auch so sein, aber es sind Grenzen da – die öffentliche Hand hat sich bereits übernommen“, wies Hartmann auf leere Kassen hin. Sie zeigte aber auch auf Versäumnisse bei der Instandhaltung des Bades in der Vergangenheit.
Wie ein roter Faden zog sich der Vorwurf des DSV-Vorsitzenden durch die Versammlung, dass die Schwimmvereine in der Entscheidungsfindung nicht mit ins Boot geholt worden seien. Dem widersprach nicht nur Peukert vehement: „Es gab in meinem Büro einen runden Tisch. Stadtwerke-Chef Salmen hat immer wieder versucht, die Vereine ins Boot zu holen, ich kann mir nicht vorstellen, dass das an den Clubs vorbei gegangen ist...“
In dem Boot „Arbeitsgruppe Delfina“ fühlt sich der DSV durch den SSB-Vorsitzenden Manfred Theilen ohnehin nicht richtig vertreten. „Das ist unser Ansprechpartner, alles andere muss der Sport selbst regeln“, sagt Hartmann dazu.
Hartmann, die sich zwischenzeitlich sogar „beleidigt fühlte“ und Behrens vorwarf, „alles kaputt zu reden“, machte es deutlich: „Wenn wir die Leute nicht haben, die durch ihre Sauna- oder Wellnessbesuche Geld in die Kassen bringen, dann gibt es bald keinen Schwimmsport mehr in der Stadt – dann ist das Bad in zwei Jahren dicht.“
Neben einer moderaten Beitragserhöhung brachte der Vorstand nach Vorgesprächen den mutigen Antrag durch, zunächst einmal nur für das Jahr 2005 Sonderbeiträge für Aktive in den Leistungsgruppen zu erheben. So zahlen Schwimmer in der LG 1 15 Euro pro Monat, in der LG 2 zehn Euro und in der LG 3 fünf Euro. Die Höchstgrenze für einzelne Familien liegt bei 30 Euro. Nach langer Diskussion wurde der Antrag ohne Gegenstimmen genehmigt.
Als Letzter ergriff Helmut Daginus, der den SSB-Vorsitzenden Manfred Theilen vertrat, um 23.15 Uhr das Wort, zeigte auf, wie mit dem Sportabzeichen Geld zu verdienen ist: „Für jeweils zwölf Sportabzeichen gibt es 15 Euro...“
DSV05 Vorstand
Der Vorstand des DSV 05, oben v. li.: Wolfgang Kroker, Dieter Dannemann, Ulrich Malewski, Jörg Behrens, Andreas Simmel, Sabine Barz, Mauricio Blanco; unten: Inge Zeh, Sabine Baumann, Kerstin Ziegler, Pia Schmeyer, Theresia Blanco, Bettina Pflaum und Ernst Walter de Haas.
Fotos: Dieter Freese (dk)

„Goldene Ehrennadeln“ mit Deutschen Meistern. Für 40-jährige Vereintreue wurden Susanne Oelke-Freese, Ottmar Langmack (Vertretung für seine Frau Thea), Birgit Kahlen und Wolfgang Kroker (oben v. li.), für nationale Titel Anette Hochmann und Andreas Simmer geehrt.