Ditzel stiehlt di Carli die Show

wk. Sie waren die beiden Stars beim zweitägigen Schwimmwettkampf anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Delmenhorster SV (DSV) 05: Marco di Carli und Kai Ditzel. "Es ist schon super, zwei solche Weltklasse-Athleten dabei zu haben", freute sich Jörg Behrens, erster Vorsitzender des DSV. Und die beiden Stars hielten, was sie vor dem Start versprachen - sie lieferten sich über 200m Freistil ein packendes Rennen und gaben alles.

Nach einem verhaltenem Beginn setzte sich Ditzel auf der letzten der insgesamt acht Bahnen entscheidend ab und drückte aufs Gaspedal. Überraschend schlug der mehrfache Masters-Weltrekordhalter der Altersklasse 40 in 1:55,98 Minuten als Sieger an und verwies Olympia-Teilnehmer di Carli auf Rang zwei (1:57,31). Marco di Carli gegen Kai Ditzel - auf dem Papier ein ungleiches Duell.

Ditzel, der für den OSC Bremerhaven startet, wird im Mai 42 Jahre alt. "Ich habe doch eine Zeit von 1:55,00 Minuten vorausgesagt", war der Kriminalbeamte zufrieden. "Obwohl ich etwas müde war, konnte ich noch Gas geben und bin gut durchgeschwommen." Der 41-Jährige, der in Bremen lebt und an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung als Dozent Jung-Kommissare ausbildet, trainiert sechs Mal in der Woche. Dazu kommen noch drei Einheiten im Kraftraum. "Denn nur mit Schwimmen alleine funktioniert das alles nicht." Die Bedingen in Delmenhorst seien insgesamt gut gewesen, nur mit den Startblöcken kam Ditzel nicht klar. "Die waren viel zu hoch. Ich konnte gar keine Spannung aufbauen und bin praktisch ohne Explosivität ins Wasser gesprungen."

Mehr als der gestrige Sieg zählt für Ditzel die Bremer Sportlerwahl des Jahres 2004 am kommenden Wochenende. Dort steht er bereits in der Endauswahl der besten Drei und gibt sich kämpferisch. "Auch Ex-Werder-Spieler Angelos Charisteas ist nominiert, und den möchte ich auf jeden Fall hinter mir lassen. Ich finde es nämlich ungerecht, dass sich Amateure wie ich mit Profis messen lassen müssen."

Als Kai Ditzel längst wieder zu Hause in Bremen war, stand Marco di Carli im Mittelpunkt. In einer knappen Stunde waren seine 500 Autogrammkarten vergriffen. Kein Wunder, denn der 19-Jährige belegte bei den Olympischen Spielen von Athen Rang acht über seine Parade-Strecke 100m Rücken. Die Olympischen Ringe trägt di Carli als Tattoo an seinem rechten Fuß. "Damit ich immer wieder daran erinnert werde, wo ich einmal war und wo ich wieder hin muss." Denn der Emsländer mit den feuerroten Haaren denkt schon drei Jahre weiter. "Die Spiele 2008 in Peking werden, glaube ich, alles bisherige übertreffen." Für di Carli war die Niederlage gestern gegen Ditzel nicht tragisch. Immerhin hat der 19-Jährige gerade einen harten Trainingsblock hinter sich. "Ich bin zurzeit einfach richtig alle."

Ganz ohne Blessuren kam der Olympia-Schwimmer im Delfina nicht davon. Bei einer Wende zog er sich Hautabschürfungen an der Ferse zu. "Das liegt am relativ niedrigen Wasserstand, da kann so was schon mal vorkommen." Di Carli, dessen Vater aus Italien stammt, ist bei der Bundeswehr in der Sportkompanie Warendorf stationiert. "Im Mai will ich mich für die Weltmeisterschaften in Montreal qualifizieren", sagt er, bevor sein Trainer Dirk Lange das Gespräch unterbricht. Marco muss im Delfina schließlich noch das Finale über 100m Rücken bestreiten. Und das gewinnt er souverän.